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Bericht 2: "Challenges All Over"

Report 2: "Challenges All Over"

Malaysia ruft Deutschland,
mir geht es gut! Ich bin angekommen und sowohl physisch als auch mental habe ich mich eingefunden. Mehr als fünf Wochen sind nun vergangen und so allmählich bemerke ich doch die ein oder anderen Unterschiede zwischen beiden Kulturen, zwischen denen ich nun pendele.

Sie fordern mich persönlich aber auch fachlich heraus und geben mir jeden Tag die Möglichkeit mich zu entwickeln. Soviel zur kleinen Vorrede. Hier die „harten“ Fakten: Den täglichen multikulturellen Austausch habe ich in meiner Gastfamilie, die etwas am Rande von Kuala Lumpur lebt. Nicht sehr spektakulär möchte man meinen, aber mit neun (!!) Personen (plus zeitweiliger Besucher) in einem Haushalt stellen sich doch hin und wieder witzige Situationen ein.

Das beginnt z.B. am Morgen, wenn man schnellstmöglich zur Arbeit will und das Bad erst mal für unbestimmte Zeit belegt ist. Diese kleinen Geschichten könnte ich hier aneinander reihen, aber sie würden womöglich verdecken, wie wohl ich mich in meinem zu Hause fühle. Ständig erkundigen sich alle nach meinem Befinden, sie nehmen mich zu Ausflügen mit oder führen mich in die unzähligen Köstlichkeiten vor Ort ein. An dieser Stelle einmal ein großes „Terima kasih“!

Wo ist da die Herausforderung möchte man fragen!?! Sie ergibt sich aus einem „Cocktail“ bestehend aus sengender Hitze, dem Wissen schnell an einen Ort „X“ gelangen zu müssen und der teilweise nicht nachzuvollziehenden Wartedauer auf Menschen, Busse oder Bahnen. So ist es durchaus normal, dass ein Busticket mit der Angabe 16Uhr „geht’s los“ hinsichtlich der Zeit nur eine Illusion ist und die wahre Zeit irgendwo zwischen „Der Bus muss voll werden“ und 18Uhr liegt. Geduld ist gefragt. Eine Tugend die in der deutschen Kultur (oder vielleicht auch nur bei mir) nur sehr rudimentär ausgebildet ist. Ich arbeite daran!

Themenwechsel: Was macht eigentlich meine wissenschaftlich orientierte Arbeit. Zunächst einmal verlief die Konferenz sehr vielversprechend. Mein Beitrag fand Gehör, was vielleicht auch daran lag, dass ich den Auftakt der Session gab und der Herausforderung gegenüberstand etwa fünf technische Probleme seitens der Veranstalter (mit Beamer, Ton usw.) geschickt zu überbrücken. Im Anschluss stellten sich interessante Gespräche ein und ich fühlte mich sehr gut aufgehoben. Einen ähnlich positiven Eindruck habe ich von meinem Praktikum im Nationalen Sportinstitut Malaysia. Ich werde sowohl fachlich als auch menschlich unglaublich gut betreut. So kristallisierte sich nach einigen Diskussion mein Projekt heraus, welches zum Ziel hat, das Freizeitverhalten von zehn und elf jährigen Schulkindern zu erkunden. Dies ist von höchster Relevanz, da Probleme wie Übergewicht, welche zum Teil aus einem bewegungsarmen Lebensstil resultieren beim Nachwuchs sichtbar verbreitet sind. Um das Untersuchungsziel zu erreichen, habe ich einen Fragebogen entwickelt, der nach den verschiedenen Freizeitaktivitäten fragt. Im Anschluss an einige Pilottests und verschiedene Überarbeitungen konnten wir (mein Team und ich) in der letzten Woche 280 Kinder in einer Schule befragen. Zusätzlich haben wir noch objektive Maße wie Größe und Gewicht erhoben, um eventuelle Zusammenhänge zwischen Freizeitverhalten und BMI (Body Mass Index) zu erkennen.

Die Herausforderung im gesamten Projekt besteht darin, zwischen teilweise drei Sprachen hin und her zu rotieren. Der Fragebogen ist zwar sowohl in Englisch als auch in Bahasa Malaysia vorhanden, aber eine große Zahl der Kinder unserer Untersuchungsschule haben chinesische Wurzeln. Das verkomplizierte Einiges. Glücklicherweise konnten wir eine chinesisch sprechende Kollegin gewinnen. Damit verlief alles recht reibungslos und auch die Kinder waren letztlich so beeindruckt, dass ich „extra“ aus Deutschland gekommen bin, um sie zu befragen. Die anschließende „Autogrammstunde“ verstand sie da von selbst.

Foto: Datensammlung in der Schule
Datensammlung in der Schule